Das Leben von Karl Pfaff
Karl Pfaff entstammte einer Familie, die seit dem 16. Jahrhundert in Württemberg ansässig war und Staatsbeamte, Theologen und Universitätsprofessoren hervorgebracht hat. Sein Vater Carl Friedrich Pfaff (1764 – 1836) und vier seiner fünf Brüder besuchten die Hohe Carls-Schule in Stuttgart. Der Vater wurde im Jahre 1793 als Sekretär beim Geheimen Archiv in Stuttgart angestellt und 1794 zum „wirklichen Archivarius“ bestellt, der er bis zur Versetzung in den Ruhestand blieb.
1795 | Karl Pfaff wird am 22. Februar in Stuttgart geboren |
1809 | Nach dem Besuch des Gymnasiums in Stuttgart Ausbildung am niederen Theologischen Seminar in Denkendorf, später in Maulbronn |
1812 | Immatrikulation an der Universität Tübingen |
1814 | Promotion über die „Tragoediae Graecae primordia et progressus“ |
1817 | Beendigung des Studiums mit Examen; Vikariat in Rudersberg im Welzheimer Wald; Veröffentlichung seines ersten Buches „Das Denkmal Martin Luthers. Ein Beitrag zur dritten Jubelfeier der Kirchen-Verbesserung“ |
1818 | Versetzung an das Pädagogium in Esslingen, das heutige Georgii-Gymnasium |
1819 | Berufung zum Konrektor |
1820 | Heirat mit Charlotte, Tochter des Stuttgarter Professors Bardili, am 10. Januar; Geburt der Tochter Charlotte Caroline Cäcilie am 22. November; Redakteur der „Esslinger wöchentlichen Anzeigen“, erschienen im Verlag J. M. Seeger, bis 1836 |
1827 | Geburt des Sohnes Carl Hermann Siegfried am 7. März; Gründung des Esslinger Liederkranzes, dessen Gesellschaftsdirektor Pfaff 1828 wird |
1828 | Ernennung zum korrespondierenden Mitglied der Gesellschaft zur Beförderung der Geschichtskunde Freiburg/Brsg. |
1831 | Gründung der Esslinger Bürgergesellschaft |
1833 | Der Gemeinderat bittet den König um Versetzung Pfaffs, der mit seiner politischen Agitation Unruhe in die Stadt bringt |
1836/38 | Pfaff ordnet im Stadtarchiv Esslingen die Bestände „Reichsstadt“ und „Katharinenhospital“ sowie die Stadt- und Kirchenbibliothek |
1840 | Veröffentlichung der „Geschichte der Reichsstadt Eßlingen“ bei der Dannheimerschen Buchhandlung in Esslingen |
1841 | Esslinger Bürgerrecht wegen seiner Verdienste um das Stadtarchiv und die Ortsgeschichte. |
1845 | Bewerbung um die Archivarstelle im Königlichen Haus- und Staatsarchiv Stuttgart – abgelehnt, weil Pfaff sich beim Liederfest in Mannheim als „Demokrat“ verdächtig gemacht hatte |
1846 | Nach Deffners Tod Kandidatur bei der Landtagswahl. Pfaff wurde nicht gewählt |
1849 | Gründung des Schwäbischen Sängerbundes, dessen Präsident Pfaff bis zu seinem Tod ist; |
1850 | Pensionierung |
1853 | Tod von Pfaffs Frau Charlotte am 15. Dezember |
1855 | Pfaff heiratet am 4. Januar in zweiter Ehe Emilie, geb. 1817 als Tochter des Ludwigsburger Oberleutnants Bach |
1862 | Am 21. September wird in Coburg der Deutsche Sängerbund gegründet. |
1865 | Er übergibt der Königlichen Bibliothek in Stuttgart seinen Nachlaß |
1866 | Karl Pfaff stirbt am 6. Dezember in Esslingen |
1868 | Das Karl-Pfaff-Denkmal auf der Maille wird am 28. Juni enthüllt |
1898 | Emilie Pfaff stirbt am 27. Juni in Esslingen. |
Neben den Lebensdaten möchte ich noch einige, für die Sängerbewegung, wichtige Ergänzungen machen.
Karl Pfaff als Historiker und Pädagoge war Wegbereiter des gesamten deutschen Sängerwesens. Er erkannte in den politisch unruhigen 20 er bis 50 er Jahren des 19.Jahrhunderts das volksbildende Element des Chorgesangs. Als Demokrat war er sicher seiner Zeit schon weit voraus, was ja auch seinem beruflichen Werdegang im Wege stand, da die königliche Regierung in Stuttgart derartig umtriebige Volksbelehrer nicht akzeptieren wollte, und ihr gar nicht ins Konzept passten.
Sein stetiges Bemühen um Einigkeit, über Jahrzehnte hinweg führte dann doch letztendlich vom Gesang beflügelt zur Gründung des Deutschen Reiches unter Reichskanzler Bismarck im Jahre 1 871. Sein Wirken und Bemühen um dieses Ziel wurde allerdings von den damaligen Historikern nicht entsprechend gewürdigt.
Bei Karl Pfaff war das Organisationstalent stärker ausgeprägt als die musische Seite. Er wusste das und sagte: „Eine große Freude am Gesang hatte ich von Jugend an, obwohl die Natur mich mit Rücksicht auf musikalische Talente sehr stiefmütterlich behandelt hat .“
Eine große Vaterlandsbegeisterung prägte sein ganzes Leben und das kam auch immer bei seinen flammenden, begeisternden Festreden bei den ersten Liederfesten zum Ausdruck, dazu kam noch seine liebenswerte menschliche Wärme. Als Archivar, Historiker, Pädagoge, Schriftsteller, Redakteur und Journalist hatte er ein überaus großes Spektrum an Wissen und Menschenkenntnis und konnte deshalb mit seinem temperamentvollen Geist seine Mitmenschen begeistern. Die Anfänge der Sängerbewegung waren deshalb für ihn ein hervorragendes Betätigungsfeld, da er darin die politische und soziologische Bedeutung für sein Land erkannte. Deutsche Einheit im Lied war ein bedeutender Pfaff ’scher Leitsatz. Er, der die Leute kennt, der sie kennen lernen will und die Nörgler, die alles besser wissen und verstehen als andere, einfach beiseite lässt, er findet in der Sängerbewegung sein ideales, politisch herausforderndes Wirkungsfeld. Die damaligen freien Reichsstädte Württembergs waren seinen Gedanken besonders aufgeschlossen. Daraus resultierte dann auch die sehr frühe Gründung der Liederkränze z.B. Schwab. Hall, Esslingen, Ulm, Heilbronn in den Jahren 1817 – 1827. Anschließend folgte dann bald darauf die Gründung des Schwäbischen Sängerbundes im Jahr 1849 in Göppingen. Federführend dabei waren Karl Pfaff und sein jüngerer Freund Dr. Otto Elben aus Stuttgart.
So war es auch nicht verwunderlich, dass die Vorbereitungen zur Gründung des Deutschen Sängerbundes, die dann am 21. September 1862 in Coburg erfolgte, in diese bewährten Hände gelegt wurden.
Da ja Karl Pfaff bereits die Präsidentschaft des SSB innehatte, fühlte er sich zum Vorsitz des neuen DSB auch aus alters- und gesundheitlichen Gründen (er war zu diesem Zeitpunkt bereits 67 Jahre alt) nicht mehr in der Lage. Als 1.Präsident fungierte dann sein Freund und Gesinnungsgenosse Dr. Otto Elben, der dann aber immer betonte, dass Karl Pfaff der Motor und geistige Vater dieses Bundes war, der Sängervater schlechthin.
Vier Jahre vor seinem Tod am 6.12.1866 machte er noch folgende, zufriedenstellende Aussage: “ was ich längst sehnlichst gewünscht, was ich aber kaum noch zu erleben gehofft habe, ist nun doch gekommen, der allgemeine Deutsche Sängerbund ist gegründet.“
Zur Persönlichkeit von Karl Pfaff noch abschließend eine Aussage seines Freundes Dr. Otto Elben: „Alles an dem Manne, seine Erscheinung, seine gesellige Haltung, sein Schreiben und Reden, seine wissenschaftliche Leistung wie sein Anteil am öffentlichen Leben waren aus einem Guss, eigengeartet und in seiner Originalität anziehend, belebend.
Ich hoffe, dass ich mit dieser kurzen Aufzeichnung die Persönlichkeit und das Wirken Karl Pfaffs meinen Sangesfreunden im Gau etwas näher bringen kann,
Wilhelm Braun, Weilheim a.d.Teck
(Vizepräsident)
März 2008
Quellennachweis:
Stadtarchiv Esslingen, Esslinger Zeitung
Karl Pfaff Biographie von Otto Borst.